©Siegfried Zademack
Ein Mann hatte für seinen Sohn per Katalog ein Fahrrad bestellt. Als das Rad bei ihm eintraf, mußte
er feststellen, daß noch einige Teile zu montieren war. Anhand der Gebrauchsanleitung hatte er alle
Einzelteile einander zugeordnet auf dem Boden der Garage ausgelegt. Doch obwohl er die Anleitung mehrmals studiert
hatte, wollte ihm die Montage nicht gelingen. Nachdenklich schaute er zu seinem Nachbarn hinüber, der
auf dem Grundstück gegenüber seinen Rasenmäher reparierte. Er beschloß, den Nachbarn, der
zweifellos handwerkliches Geschick besaß, um Hilfe zu bitten.
Der Nachbar schaute sich das ausgebreitete Fahrradzubehör kurz an und begann dann methodisch und
geschickt, ohne die Gebrauchsanleitung auch nur zur Hand genommen zu haben. Nach kurzer Zeit waren alle
Teile richtig angebracht.
"Wirklich erstaunlich!" sagte der Mann. "Wie haben Sie das nur geschafft, ohne die Gebrauchsanleitung zu studieren?"
"Nun, es wissen nur ein paar Leute", sagte etwas verlegen der Nachbar, "ich kann nämlich nicht lesen."
Dann fügte er selbstbewußt und verschmitzt lächelnd hinzu: "Und wenn man nicht lesen kann,
dann muß man denken können."