©Siegfried Zademack
Leben oder gelebt werden?
Sie sagte nicht Nein als sie mit 14 Jahren,
trotz bester Noten, die Schule verlassen mußte,
um Geld zu verdienen, während der Bruder
weiterlernen durfte.
Sie sagte nicht Nein, als nach ihrer Hochzeit
ihre Mutter und Schwiegermutter
zu dem jungen Paar in das kleine Reihenhäuschen
ziehen wollten.
Sie sagte nicht Nein, als die Oma die
beiden kleinen Kinder immer mehr verwöhnten.
Sie sagte nicht Nein zu den maßlosen Ansprüchen
der beiden Jugendlichen und arbeitete eine Schicht
als Putzhilfe und eine Schicht im eigenen Haus
und Garten.
Sie sagte nicht Nein, wenn die sehr gut
verdienende Tochter am Ende des Monats
Geld von ihr lieh, obwohl sie wußte,
daß sie es noch nie zurückbekommen hatte.
Sie sagte nicht Nein, wenn der arbeitslose Sohn
Geld für die Disco wollte, obwohl der Sohn
die ganze Woche Nein gesagt hatte,
als er den Garten umgraben sollte.
Sie sagte nicht Nein, als der Turnverein
sie zur Kassiererin machte.
Sie sagte nicht Nein, als sie die Organisation
der Cafeteria beim Pfarrfest übernehmen sollte.
Nach einem körperlichen und seelischen
Zusammenbruch mußte Sie endlich lernen
Nein zu sagen.
Holle Schneider
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