
©Siegfried Zademack
Urlaubserinnerung
Eine Familie mit drei kleinen Kindern war glücklich, ein paar Ferientage am Strand verbringen zu können.
Sie tummelten sich in den Wellen, bauten Sandburgen, sammelten Muscheln und ließen Drachen steigen.
Die Kinder spielten gerade beim Wasser, als eine alte Frau in zerlumpten Kleidern sich ihnen langsam
näherte. Immer wieder bückte sich die Alte, hob laut vor sich hinmurmelnd etwas vom Boden
auf, das sie in einen Plastikbeutel steckte. Besorgt riefen die Eltern die Kinder zu sich und verlangten, daß sie sich
von der wunderlichen alten Frau fernhielten. Doch die kam nun, immer wieder etwas auflesend, auch auf die
Familie zu. Und während sie sich bückte, um etwas aus dem Sand aufzuheben, lächelte sie die
Leute mit ihrem zahnlosen Mund an. Doch die erwiderten ihren stummen Groß nicht.
Abends auf dem Zeltplatz erfuhren sie von den Nachbarn, daß die alte Frau eine verarmte Witwe
aus dem Dorf sei, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Glasscherben und Trinkdosenverschlüsse aus dem Sand aufzusammeln,
damit sich niemand am Fuß verletze.
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